Das Augustiner-Nonnenkloster und das Johannes-Gigas-Denkmal
Das Augustiner-Nonnenkloster und das Johannes-Gigas-Denkmal
Das „Süsterhus“ des Augustiner-Nonnenklosters
An diesem Ort stand einst das „Süsterhus“ (Schwesternhaus) des Augustiner-Nonnenklosters. Die Augu-stinerinnen aus dem Kloster Rampendahl in Lemgo waren ab 1478 hier in Lügde ansässig. Diese gehörten zu einem Zweigorden der Augustinerinnen, welcher im 14. Jahrhundert von einem Pater Groote in Nymwegen in Holland gegründet wurde. Zu einem Neubau eines Nonnenklosters des sogenannten „Süsterhuses“ kam es im Jahre 1480. Den Platz dazu hatte das Kloster Falkenhagen unentgeltlich zur Verfügung gestellt; er wurde durch eine Schenkung der Stadt Lügde erweitert.
Der Bischof in Paderborn bestätigte im Jahre 1481 das Kloster und gab ihm den Namen „Vallis benedictionis -beate Mariae virginis“ (Segenstal der hl. Jungfrau -Maria). Das Kloster stand hier im Bereich zwischen der Schulgasse und der Pfarrer-Nußbaum-Straße sowie an der Stadtmauer (Holland).
Der Straßenname „Holland“ erinnert noch heute an die holländische Abstammung der meisten Nonnen. Am 1. April 1491 schenkte Graf Moritz von Pyrmont den Schwestern ein Teilstück der Eschenbeke (Eschenbach) mit der Teichstätte zur Anlage einer Walk- und Ölmühle. Während der Reformationszeit verarmte das Kloster und es traten keine neuen Schwestern in die Glaubensgemeinschaft ein. Die letzte Schwester des Augustiner-Nonnenklosters hieß Ilse Michaelis; sie starb im Jahre 1575. Ab 1575 wohnte der evangelische Pfarrer Ludolf Henning im Kloster und ab 1626 der katholische Pfarrer Nußbaum, welcher im Auftrag des Bischhofs von Paderborn die Stadt Lügde zum katholischen Glauben zurückführte. Die Klostergebäude wurden, nachdem sie die großen Stadtbrände von 1548, 1557, 1599, 1670, 1732 und 1790 glücklich überstanden hatten, bei der letzten großen Brandkatastrophe im Jahre 1797 vollständig vernichtet.
Auf dem Grundstück wurden im Jahre 1801 das Pfarrhaus, im Jahre 1829 die Knabenschule (Abriss 1982) und im Jahre 1899 die Mädchenschule (Abriss 2005) erbaut. Nachdem 1905 die Freifrau von Scheele geb. von Post stirbt, erwirbt die Stadt Lügde das Wohnhaus mit Hofgebäude (Mittlere Straße 22) als neues Pastorat für die katholische Kirchengemeinde. Das alte Pastorat hier in der Vorderen Straße 53 geht dagegen in den Besitz der Stadt über. 1986 wird das Gebäude umfassend saniert. In den Obergeschossen entstehen Wohnungen und das Erdgeschoss wird zur Poststelle umgebaut. Nachdem die Post 1999 geschlossen wird, wird ein Teil der Posträume zu einer Arztpraxis umgestaltet.
Das Johannes-Gigas-Denkmal
Das ca. 30 Meter von hier, Richtung Marktplatz, errichtete Denkmal erinnert an einen berühmten Sohn der Stadt Lügde, Johannes Gigas. Sein Vater Jacob, der aus Horn stammte und sich noch teils deutsch Reße, teils griechisch Gigas nannte, war 1577 in Lügde Kaplan und Schulmeister. Sein Sohn Johannes wurde 1582 in Lügde geboren, studierte in Helmstedt und Wittenberg Medizin und Mathematik, bevor er 1601 an die Universität Basel wechselte, wo er am 29. November 1603 zum Doktor der Medizin promovierte. In den nächsten 12 Jahren wohnt Johannes Gigas in Burgsteinfurt. Hier wirkte er zunächst als Leibarzt und Prinzenerzieher bei dem Grafen Bentheim-Tecklenburg--Steinfurt-Limburg. Schon bald wurde der Mediziner, sicherlich durch seine universale Bildung, zum Professor der Mathematik und Physik der Hohen Schule in Burgsteinfurt berufen. Ende Februar 1616 verließ Gigas mit seiner Frau Maria sowie seinen vier Söhnen und vier Töchtern Burgsteinfurt und zog nach Münster in das Stadthaus der Grafen von Bentheim. Er tritt in den Dienst Ferdinands von Bayern. Dieser ist als Erzbischof von Köln, Bischof von Münster, Lüttich, Hildesheim, und Paderborn ein Vertreter der Gegenreformation. Als sein Leibarzt schließt sich auch Gigas dem katholischen Glauben an.
Schon während seines Studiums in Helmstedt interessiert sich Gigas für die Kartographie. Bereits 1616 erscheint eine von ihm angefertigte Schaukarte vom Bistum -Münster.- 1617, wahrscheinlich kurz nach der Beerdigung -seines Vaters in Lügde, fertigt er eine Federzeichnung der Grafschaft Pyrmont mit dem Amt Lügde an. Hier wird von ihm die erst 1668 erfolgte Teilung der Grafschaft in seinen Grenzen eingezeichnet. Gigas widmet sich nun sehr intensiv seinem „Hobby“, dem Erstellen weiterer Karten. Im Jahre 1620 wird von ihm der „Prodomus geographicus“, auch Kölner Atlas genannt, herausgegeben. Der Atlas enthielt von Gigas gezeichnete Gebietskarten, u.a. Karten des kurkölnischen Westfalen, Westfalen, Paderborn, vom Bistum Münster sowie von Corvey. Weitere von ihm angefertigte Karten sind vom Bistum Hildesheim und Osnabrück.
1637 stirbt Johannes Gigas in Münster. Im Heimatmuseum Lügde befindet sich eine Dauerausstellung über -Johannes Gigas.