Die Geschichte der Johanniskirche und das "Hägensche Tor"
Die Geschichte der Johanniskirche und das "Hägensche Tor"
Die evangelische Johanniskirche
Die ersten Spuren vom Eindringen der Reformation in die Stadt Lügde stammen aus der Zeit vor Juli 1533. Ein gewisser Konrad Mügge soll versucht haben, hier die neue Glaubenslehre zu predigen, allerdings ohne Erfolg. Im Lipperland, welches die Grafschaft Pyrmont ja zur
Hälfte umschloß, hatte sich die Reformation schon 1538 fast restlos durchgesetzt. Das Pyrmonter Gebiet der Grafschaft wurde 1552 reformiert. Diese Vorgänge in der näheren
Nachbarschaft blieben nicht ohne Einfluß auf die kirchlichen Verhältnisse in Lügde. In den Jahren 1575 – 83 verstärkte sich dieser Einfluß und 1583/84 trat dann unter Ludolf Hennings die ganze Gemeinde zum Luthertum über.
Das blieb so fast ein ein halbes Jahrhundert, nämlich bis 1624. Weihnachten 1624 erfolgte dann im Auftrag des Bischofs von Paderborn, zunächst durch den „tatkräftigen Zugriff“ des Weihbischofs Johann Pelking, später dann durch Pfarrer Johannes Nussbaum, die Zurückführung der Stadt Lügde zur kath. Kirche.
Das blieb dann so bis Anfang des 19. Jahrhunderts. Bedingt durch Postwesen und Eisenbahn veränderte sich die Bevölkerungsstruktur durch Zuzug, so z.B. durch preußische Beamte, die meistens evangelisch waren. So wuchs die Anzahl der Gemeinde um 1835 = 72 Seelen, 1864 = 116 Seelen und es kam daher 1853 zum zweiten Male zur Gründung einer evang. Kirchengemeinde. Der erste evang. Gottesdienst fand dann am 13. Februar 1853 im Haus bzw. auf der Deele des Gastwirtes Georg Nolting (Gasthaus „Goldener Engel“), Am Markt 4 statt. Die äußerst aktive kleine Gemeinde mit ihren wechselnden Pastoren sorgte recht bald dafür, dass für die ca. 116 Gemeindemitglieder eine Kirche gebaut wurde. Grundsteinlegung war am 24.06.1863 und die Einweihung am 27.07.1864 unter Pastor Kindermann.
Die Zahl der Gemeindemitglieder stieg nun zusehends 1903 auf 320 und 1939 auf 430 Seelen.
1903 wurde dann das Kirchengebäude durch den Anbau des Turmes erweitert. Durch unsach- emäße Fundamentierungsarbeiten neigte sich der Turm schon bei der Errichtung um 14cm,
Einsturzgefahr bestand aber nicht, welches ein Gutachten bescheinigte. 1930-34 umfangreiche Sanierungsarbeiten wie Dichtanstrich des Kirchenfußbodens, Er-höhung des Kirchendaches,
Renovierung der Orgel und neue Fensterverglasung sowie neuer Innenanstrich mit Ausmalung der Apsis durch den Kirchenmaler Rüter. In die Apsis malte er in Al-Fresco- Aquarelltechnik den „verklärten Christus“.
Das "Hägensche Tor"
Das „Hägensche Tor“ war bei der Stadtgründung im 13. Jahrhundert noch nicht vorhanden. Dürfte im 17. Jahrh. angelegt worden sein als Tor bzw. Weg zum „Schlehen- Hagen“. Der Schlehenhagen lag hinter dem Bahnhof/ Auf der Klus und war ein Gewirr von Dornenhecken und Teil der alten Lügder Landwehr. „Hägensches Tor“ könnte aber auch von der hier im frühen Mittelalter vorhandenen Gasse „ Kötterhagen“ abgeleitet worden sein. Kötter waren meist sogenannte Kleinbauern die häufig am Ortsrand angesiedelt waren. Hier an der tiefsten Stelle Stelle des Ortes war ursprünglich sumpfiges Gelände und daher kein gutes Wohngebiet.
So wohnten hier meist „Minderbemittelte“, in teilweise bescheidenen kleinen Häusern Im Garten des J. Hohmann, hier bei der heutigen ev. Kirche, wurden die zwei Osterräder der Osterdechengruppe „Unteres Tor / Hägensches Tor“ aufbewahrt. Die Osterräder dieser Gruppe liefen damals vom nördlichen Kirchberg Richtung heutiger Bahnhof. Da die Räder manchmal
auf die Geleise der seit 1872 bestehenden Bahnlinie: Altenbeken – Hameln –Hannover liefen, wurde hier der Osterräderlauf 1902 eingestellt.
Ungefähr 80 Meter von hier, in südlicher Richtung „Liebestor“, in unmittelbarer Nähe der in einer Mauergrotte, schon seit Jahrhunderten befindlichen Muttergottesstatue mit Kind, stürzte am 8. Februar 1946 an drei Stellen die Stadtmauer ein und die Stadt wurde innerhalb einer halben Stunde geflutet.
Hier am „Oberen Tor“ lag die Hauptursache der Hochwasserkatastrophe. Der Wehrgraben lief ab Mittag, den 8.2.1946 voll. So stand dann gegen Abend das Wasser rings um die Stadt bis zur Mauerkrone. Gegen 18 Uhr konnte die Mauer dem Wasserdurchbruch nicht mehr standhalten und brach an 3 Stellen ein.
Text: Dieter Stumpe