Bankrücken Ziegelei Paenbruch
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Bereits Ende des 19. Jahrhunderts erkannte der örtliche Landwirt Friedrich Deppenmeier, dass sich der Lößboden zwischen Rischenau und Niese gut für die Ziegelherstellung eignete. Und so fasste er 1890 den Entschluss, an dieser Stelle eine Ziegelei zu bauen. 1899 verkaufte er den Betrieb an Wilhelm Trompeter aus Rischenau, der die Ziegelei gemeinsam mit seinem Bruder schnell zu wirtschaftlichem Erfolg brachte.
Die Brüder beschäftigen rund 15 Mitarbeiter aus den umliegenden Dörfern. Ein Teil von ihnen arbeitete im nahegelegenen Lehmberg. Dort wurde unter schwerer körperlicher Arbeit der Lehm aus dem Boden gelöst und auf Loren gefüllt. Diese wurden zum Kollergang gezogen, wo der Lehm zerkleinert und in eine Form gepresst wurde. Anschließend schnitt der Ziegelschneider den Block in drei Stücke und die noch feuchten Lehmblöcke wurden mit einem Karren in das nahegelegen Trockenhaus gebracht. Die luftgetrockneten Lehmblöcke wurden im nächsten Schritt in einer der 12 Kammern des Ringofens gebrannt. Danach wurden sie auf dem Ziegelplatz aufgeschichtet und von den Käufern, überwiegend Bauherren aus Bad Pyrmont, mit Pferdegespannen abgeholt.
Der Arbeitsalltag der Ziegelei-Arbeiter war hart und mitunter gefährlich. 6 Tage die Woche mit einer Wochenarbeitszeit von 57 Stunden schufteten die Arbeiter für einen Stundenlohn von 0,43 RM (Reichsmark). Unter diesen Bedingungen gelang es den Brüdern Trompeter ihre Ziegelsteine zu sehr niedrigen Kosten anzubieten. So kostete ein Ziegelstein nur 2,8 Pfennig und lag somit weit unter den Preisen der Konkurrenz.
Nach dem Ersten Weltkrieg erlebte die Ziegelei ihre Blütezeit. Die lebhafte Konjunktur sorgt dafür, dass die Nachfrage an Ziegelsteinen kaum gedeckt werden konnte. Die Käufer, die ihre Ziegelsteine selbst mit dem Pferdegespann abholten, standen Schlange und oft kam es vor, dass die noch heißen Ziegel direkt aus dem Ofen auf die Kutschen verladen wurden. Irgendwann konnten die Gebrüder Trompeter die große Nachfrage nicht mehr befriedigen und vertraglich geregelte Lieferbedingungen nicht mehr einhalten. So kam es, dass sie 1940 die Ziegelei an die Firma Meier&Ottolien aus Elbrinxen verkauften. Während des Krieges ruhte die Ziegelei, bis im März 1946 wieder der Betrieb aufgenommen wurde. Die zunächst geringe Nachfrage stieg nach der Währungsreform 1948 schlagartig an und in den Folgejahren produzierte die Ziegelei ununterbrochen.
Der Niedergang der Ziegelei setzte 1956 ein. Der Rohstoff Lehm ging langsam zur Neige und so mischte man den Lehm mit Mergel. Diese Qualitätsminderung der Ziegel und der allgemeine Wandel bei den Baumaterialen ließ die Nachfrage stark zurückgehen. Die Geschäftsführung beschloss 1958 die Ziegelei wegen Unrentabilität zu schließen. Die Betriebsanlagen wurden stillgelegt und dem Verfall preisgegeben.
Nach und nach eroberte die Natur das Gelände zurück und Gebäudeteile stürzten ein. Von März bis Mai 1996 trug die Fa. Bau-Meier alle noch vorhandenen Ziegelei-Gebäude ab und planierte das Gelände. Am 4. März 2000 um 14 Uhr sprengten Pioniere der Bundeswehr aus Höxter bei eisigem Schneetreiben die beiden Schornsteine, die nach dem Sprengknall in sich zusammensanken. Damit war die Ziegelei Paenbruch endgültig Geschichte.
Quelle: Willy Gerking 1991: Zur Geschichte der früheren Ziegelei Paenbruch. In: Heimatland Lippe (Januar 1991, 84. Jahrgang – Nr. 1)