Inhalt

Sankt Kilianskirche

Katholische Kirche Sankt Kilian in Lügde
© Volker Thiele 

Südlich der heutigen Stadt Lügde steht auf einem Bergsporn inmitten eines früher befestigten Friedhofes die Sankt Kilianskirche. Sie weist in die Sachsenkriege Karls des Großen zurück. In Karolingischer Zeit entstand hier eine (Vorgänger-) Kirche, ein einschiffiger Saalbau mit rechteckigem Chor und einem späteren nördlichen Anbau. Dieser Bau bestand im Kern bis in das 12. Jahrhundert. Um das Jahr 1200 wurde die Kirche verlängert und im Westturm erhöht. Es entstand in dieser Zeit die heutige Kilianskirche, eine romanische kreuzförmige Gewölbebasilika mit hohem Mittelschiff und niedrigen Seitenschiffen, einem Ostquerhaus, einem Chorquadrat und runden Absiden im Chor wie an den Ostwänden des Querhauses. Die Kreuzgratgewölbe wurden nach Vorlage der Benediktinerklosterkirche zu Lippoldsberg an der Weser entworfen.

„SiebenAchtVier war Karl der Große hier“ – Das lernen die Kinder bei uns in den Grundschulen. 784 soll Karl der Große in Lügde das Weihnachtsfest gefeiert haben. Und er soll an dem Ort eine kleine Kirche errichten haben lassen – den mutmaßlichen Vorgängerbau der heutigen Kilianskirche.

Der Kirchenraum enthielt die im Weserraum typische ornamentale Dekoration. Die Gewölbe wurden durch ochsenblutrote und nicht mehr vorhandene spiegelbildliche schwarze Gratbänder gegliedert und mit Lebensbäumen versehen. An der Südseite des östlichen Jochs ist noch eine alte Bemalung (Abbildung Eva mit Lebensbaum) zu erkennen. Die rundbogigen Fenster wurden mit Architekturmalerei umgeben: Säulen und Bögen, unter denen ein Rankenfries entlang lief.

Im Westen des Mittelschiffs stand ein romanischer Taufstein.

Bemerkenswert ist, dass der äußere Bau der Kirche in seiner ursprünglichen Form bis heute erhalten geblieben ist. Die Kilianskirche war früher auch Grablege für bedeutende Persönlichkeiten, zum Beispiel des Grafen Moritz von Pyrmont, der im Jahr 1494 in Lügde starb und als Letzter des Schwalenberger Geschlechts mit Schild und Helm in der Kilianskirche begraben wurde.

Die Kilianskirche ist umgeben von einem Friedhof, einer der wohl ältesten Ruhestätten weit und breit. Die Gesamtanlage wird umfasst von einer hohen Bruchsteinmauer, die der Kirche den Charakter einer Wehrkirche verleiht.

Die Kilianskirche wurde nicht in die neue Stadt Lügde einbezogen. Schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts entstand hier eine neue Kirche, allerdings ohne Friedhof. So blieb die Kilianskirche als Pfarrkirche für die umliegenden Dörfer und auch als Friedhofskirche erhalten. Pfarrer der Kilianskirche sind von 1246 bis 1292 nachweisbar, die Pfarre ist von 1262 bis 1289 belegt. Im 13. Jahrhundert gingen die Pfarrrechte auf die 1894 abgebrochene, dann neu errichtete Stadtkirche über.

Vor der Kilianskirche steht das Grabkreuz des letzten Scharfrichters aus Lügde, des Scharfrichters Bröker. Sowohl die besondere Plazierung des Denkmals als auch die sogenannte Scharfrichterbank – steht in der Kilianskirche – sprechen für die isolierte gesellschaftliche Stellung dieser Berufsgruppe, die zu den sogenannten „unehrlichen“ Berufen gehörte.

Die Kilianskirche steht heute für Besichtigungen zur Verfügung.