Johannes Nußbaum
Die Zurückführung der Stadt Lügde zum katholischen Glauben erfolgte im Jahre 1624 im Auftrag des Bischhofs von Paderborn durch den tatkräftigen Zugriff des Weihbischofs Pelking und das nachfolgende eifrige Wirken des Pfarrers Johannes Nußbaum.
Im Dezember 1624 informierte Weihbischof Pelking den Lügder Magistrat darüber, dass am 1. Weihnachtsag der katholische Gottesdienst wieder aufgenommen werden sollte. Er nahm trotz des Widerspruchs der Einwohner und des Widerstandes der protestantischen Geistlichen die Kirchenschlüssel an sich und ließ durch feierliches Glockengeläut das Zeichen zum Feste des kommenden Weihnachtsfestes geben und zur Teilnahme an demselben einladen.
Frauen hindern Männern am Kirchbesuch
Die Einwohner, unter denen kein einziger Katholik zu finden war, wurden mit Trauer erfüllt, einer ermahnt den anderen, nicht zur Kirche zu gehen und am „reinen Wort“ festzuhalten. Die Frauen versteckten sogar die Röcke und Mäntel ihrer Männer, um sie am Kirchenbesuch zu hindern.
Trotzdem erschienen Besucher zum Gottesdienst. Einige Tage später gab der Rat der Stadt die Zusicherung, den lutherischen Prediger zu disponieren, sich anderweitig zu verfügen.
Weihbischof Pelking berief daraufhin den Pfarrer Johannes Nußbaum auf Sommersell zur Betreuung der Lügder Gemeinde. Nußbaum war der rechte Mann für Lügde, es gelang ihm, in der Emmerstadt die katholische Religion wieder fest zu begründen sowie die zahlreichen Schwierigkeiten und Hindernisse zu meistern.
Nußbaum hat zeitweilig seine Unterkunft im Turm der Kilianskirche eingenommen, um Anfeindungen der Bürgerschaft zu entgehen, aber auch um während der Zeit des 30jährigen Krieges einen gewissen Schutz zu haben.
Bereits Anfang des Jahres 1628 war ganz Lügde wieder katholisch.
Von Lügde aus wurde der Katholizismus auch in Oesdorf (heute Bad Pyrmont) und einigen anderen Dörfern der Umgebung wieder eingeführt. Pfarrer Nußbaum von Lügde war zeitweise gleichzeitig Pfarrer von Oesdorf und Elbrinxen. Nach einigen Jahren gingen jedoch die katholischen Gemeinden in diesen Orten wieder ein.
Pfarrer Nußbaum ist am 7. Juli 1668 in Lügde gestorben, nachdem er hier 44 Jahre gewirkt hatte. Er wurde auf dem alten Friedhof bei der Kilianskirche beerdigt, das Grab ist heute noch vorhanden.
Nach Pfarrer Nußbaum wurde eine Straße im Ortskern benannt.
Domprobst Nueber
Domprobst Nueber aus Brünn, gebürtig aus Lügde, hat im Jahre 1713/14 zwei Häuser seiner Familie in Lügde den Jesuiten zur Gründung einer Niederlassung geschenkt. Dazu kam es jedoch nicht; erst im Jahre 1749 wurde auf dem Terrain der Nueber´schen Stiftung das Franziskaner-Kloster gebaut. Nueber war Stadtsekretär, Bürgermeister der Stadt und später auch Kaplan und Schulvikar.
Er verstarb am 25. Juni 1767 im Alter von 61 Jahren und ist in der Kilianskirche begraben.
Johannes Gigas
Zu den bedeutendsten Persönlichkeiten, die im Laufe der Jahrhunderte in der Stadt Lügde das Licht der Welt erblickten, zählt vorrangig Dr. Johannes Gigas. Er wurde zwischen 1580 und 1582 in Lügde geboren und studierte in Helmstedt und Wittenberg Medizin und Mathematik, bevor er 1601 an die Universität Basel wechselte, wo er am 29. November 1603 zum Doktor der Medizin promovierte.
Der Mediziner wurde später zum Professor der Mathematik und Physik, später zum Prorektor der Hohen Schule in Burgsteinfurt berufen. Ab 1610 gab Gigas Schreibkalender mit astrologischen Prognosen heraus, die in Westfalen sehr gefragt waren.
Gegen 1616 zog Gigas mit seiner Familie nach Münster. Hier trat er als Leibarzt in die Dienste des Kölner Kurfürsten und gleichzeitem Münster´schen Bischofs Ferdinand ein. Zwischen 1635 und 1638 ist Dr. med. Johannes Gigas in Münster verstorben.
Gigas wird zu den bedeutendsten deutschen Persönlichkeiten gezählt, er verdankt dies jedoch nicht seinem ärztlichen Wirken bzw. seiner Hochschullehrertätigkeit, sondern vielmehr einem Hobby, der Kartographie, die damals noch ihre erste Gehversuche unternahm. Er verfasste gegen 1616 die sogenannte „Schaukarte vom Bistum Münster”, vier Jahre später erschien in Köln der Gigas-Atlas „Prodomus Geographicus”, heute nur noch in zehn Exemplaren vorhanden. Eine Ausfertigung besitzt die Stadt Lügde. Die darin enthaltenen Karten zeigen die Territorien, die dem Gigas-Dienstherrn, nämlich dem Kölner Kurfürsten Ferdinand von Bayern, unterstanden. Gigas hat für seine kartographischen Aufnahmen viele Regionen bereist. Die Exaktheit der zeichnerischen Darstellung war für damalige Verhältnisse vorbildlich. Die westfälischen Gigas-Karten wurden so bis zum Ende des 18. Jahrhunderts von deutschen, italienischen und vor allem holländischen Kartenherausgebern nachgedruckt.
In der Stadt Lügde erinnert eine Steinsäule mit Inschrift an Gigas. Die Säule befindet sich in der „Vorderen Straße” (in der Höhe des Gebäudes: Vordere Straße 53). Außerdem wurde nach Gigas das Schulzentrum am Ramberg benannt.
Zu der Person Johannes Gigas existiert eine Veröffentlichung der Stadt Lügde, 1992 (Reinhard Oldemeier).