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Ortsteile von Lügde


Die Stadt Lügde besteht aus insgesamt zehn Ortsteilen.

Elbrinxen

Geschichte

Ehemalige Mühle in Elbrinxen
© Volker Thiele 
Elbrinxen, nach einer mittelalterlichen Adelsfamilie (Elmerinchhusen) genannt, taucht erstmals Anfang des 13. Jahrhunderts in einer Urkunde auf. In dieser Urkunde ist im eigentlichen Sinne nicht von einem Dorf die Rede, sondern vom Ritter Heinrich von Helmerinchhusen, der sich im heutigen Ort Elbrinxen niedergelassen hatte. In der unmittelbaren Nachbarschaft dieser Adelsfamilie haben sich in der Folgezeit dann zahlreiche Einzelhöfe angesiedelt.

Während viele Ortschaften um Elbrinxen herum bereits Anfang des 15. Jahrhunderts durch kriegerische Ereignisse wüst fielen, traf den Ort Elbrinxen dieses Schicksal erst in der Soester Fehde (1447). Die Wiederbesiedlung des Ortes beginnt eigentlich erst mit Beginn des 16. Jahrhunderts.

Eine besondere Beziehung zum Hauptort Lügde entwickelte der Ort Elbrinxen dadurch, weil im Laufe der Jahrhunderte immer wieder von der Elbrinxer Bevölkerung Flächen von Lügdern abgekauft wurden. Die Lügder waren auf Grund der vielen Brandkatastrophen gezwungen, u. a. auch Ländereien an umliegende landwirtschaftliche Familien zu verkaufen. Heute deutet auf diese Ereignisse noch der Lüdenberg (Lüdischer Berg) hin.

Eine besondere Stellung nimmt der Ort Elbrinxen auch insoweit ein, als er in zahlreichen Bundes- und Landeswettbewerben „Unser Dorf soll schöner werden“ Silber- u. Goldpreise erhalten hat. Die Ortgemeinschaft hat es im Laufe der Jahre verstanden, durch tatkräftige Mithilfe nachhaltig zur Ortverschönerung beizutragen (z.B. Anlage des Mühlenwanderweges mit restauriertem Wasserrad). Mitfinanziert wurden diese Aufwendungen im Wesentlichen durch Erlöse aus dem „Schweinerennen“, eine Veranstaltung, die insbesondere auf Auswärtige eine große Anziehungskraft ausgeübt hat.

Zu den herausragenden Sehenswürdigkeiten in Elbrinxen gehören die 1000jährige Linde auf dem Kirchplatz oder die Storchenstation. Nähere Informationen dazu finden Sie unter Sehenswürdigkeiten.

Falkenhagen

Geschichte

Falkenhagen wird urkundlich 1247 erwähnt. In diesem Jahr wurde ein schon bestehendes Kloster namens Burchhagen nach Falkenhagen verlegt. Das Kloster wurde 1407 in der Eversteinschen Fehde zerstört. 1432 übernahm der Kreuzherrenorden die wüst gefallene Klosterstätte und baute sie ab 1442 wieder auf. Im Jahre 1509 wurde das Dormitorium errichtet, heute evangelisches Pfarrhaus. Das Gebäude ist das älteste Fachwerkhaus in Lippe. Im Jahre 1591 wurde zur Klosteranlage ein Wirtschaftsgebäude errichtet, das Gebäude ist seit 1932 katholisches Pfarrhaus. Im Jahre 1695 wurde die heutige Katholische Kirche durch die Jesuiten errichtet.

Der bedeutendste Prior in Falkenhagen war wohl Heinrich von Bocholt, dessen Amtszeit von 1457 bis 1495 dauerte. Seine Grabplatte ist heute noch in der Klosteranlage ausgestellt. Während seines Priorats brachte er das Kloster zu großer wirtschaftlicher und geistiger Blüte; es war damals wohl das größte Kloster der Kreuzherren, fast 90 Ordensleute lebten in der Anlage. Die in der Umgebung gelegenen Dörfer, wie Niese, Sabbenhausen, Köterberg, Hummersen und Wörderfeld, die wüst gefallen waren, erwachten zu neuem Leben. Um das Kloster herum waren mehr als 20 Wirtschaftsgebäude gruppiert.

Während des 30jährigen Krieges weilte in der Klosteranlage ein bedeutender Jesuit: Friedrich Spee von Langenfeld, er gilt heute als der bedeutendste kath. Kirchenliederdichter des 17.Jahrhunderts. Wirkungs-geschichtlich bedeutend wurde Spee aber insbesondere durch seine aufklärende Arbeit gegen die Hexenverfolgung mit seinem berühmten Werk „Cautio Criminalis“ (rechtliche Bedenken wegen der Hexenprozesse).

Die Klosteranlage besteht heute nur noch aus der eigentlichen Klosterkirche mit dem Kreuzgang sowie dem Rempter und dem ehem. Dormitorium (Priorat).

Zur Evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Falkenhagen sind heute die Dörfer Falkenhagen, Rischenau, Sabbenhausen, Wörderfeld, Hummersen, Niese und Köterberg, zur Katholischen Kirchengemeinde „St. Michael“ Falkenhagen die Dörfer Falkenhagen, Rischenau, Elbrinxen, Sabbenhausen, Wörderfeld, Hummersen, Niese und Köterberg zugeordnet.

Harzberg

Geschichte

Auf dem Harzberg
© Volker Thiele 
Der Ort Harzberg liegt ca. 3 km südwestlich vom Ortskern. Urkundlich erwähnt wurde der Ort erstmals im Jahre 1463. In diesem Jahr hatte der Edelherr Bernhard zu Lippe und Graf Moritz von Pyrmont, der in Lügde wohnte, eine Grenzbesichtigung vorgenommen. In dem Protokoll über die Grenzbesichtigung wird Harzberg mit „Hartekeberg“ bezeichnet.

Der Ort hat heute rd. 90 Einwohner. Interessant ist, dass sich die Einwohnerzahl (von den Nachkriegsjahren einmal abgesehen) über Jahrhunderte kaum verändert hat. Dieses erklärt sich aus der wirtschaftlichen Struktur der Gemeinde, die ausschließlich landwirtschaftlich orientiert ist und schon dadurch dem Wachstum natürliche Grenzen setzt. Industrie und Handwerksbetriebe sind, von einem Estrichverlegbetrieb und einem kleinen fleischverarbeitenden Betrieb abgesehen, nicht vorhanden.

Besonderheiten

Auf Grund einer Stiftung sowie finanzieller Beteiligung der Gemeinde konnte 1912 ein Schulgebäude errichtet werden, Interessant ist, dass in diesem Schulgebäude konfessionsgetrennt unterrichtet wurde. Von jeder Konfession waren ca. 13 – 15 Kinder vorhanden.

Im Jahre 1932 wurde diese Trennung aufgehoben, im Wesentlichen wegen der Einsparung eines Lehrergehaltes und die Schüler beider Konfessionen wurden von einem Lehrer ( in einer Klasse) unterrichtet.

Der Schulbetrieb wurde bis 1966 weiter geführt. Ab diesem Jahr besuchen die Schulkinder aus Harzberg die Lügder Schulen.Der Schulbetrieb in Harzberg, vor allem die konfessionsgetrennte Unterrichtung, war bei einem Ort dieser Größe sicherlich etwas Besonderes.

Einige Jahre wurde das Gebäude als Mietgebäude und für Zwecke der Dorfgemeinschaft wie auch Gottesdienste genutzt. Die heutigen Eigentümer haben das Gebäude wieder der ursprunglichen Nutzung zugeführt. Die Bildungsschule Harzberg hat 2008 ihren Schulbetrieb aufgenommen. Sie ist eine Bildungseinrichtung in freier Trägerschaft. Das gut sichtbare Gebäude auf dem Foto ist übrigens

Eine weitere Besonderheit kann der kleine Ort Harzberg vorweisen:

Im Jahre 1952 stiftete der Bauer Steinmeier ein Grundstück zur Anlage eines Gemeindefriedhofes. Der Friedhof wird heute von der Ortsgemeinschaft gepflegt. Die Bestattung von der Ortsgemeinschaft organisiert. Diese Regelung ist ein absoluter Ausnahmefall im Vergleich zu anderen Orten bzw. Städten.

Sonstiges

Der Ort Harzberg liegt unmittelbar unterhalb des Schieder-Sees, einer bekannten Freizeitanlage.


Hummersen

Geschichte

Dorfplatz in Hummersen
© Volker Thiele 
Die urbane Entwicklung des Ortes Hummersen ähnelt der seiner Nachbarorte. Erwähnt wurde Hummersen erstmals als „Hamershaus“ im Jahr 832. Die eigentliche Ortgründung dürfte aber wohl in das 12./13. Jahrhundert fallen. In späteren Jahrhunderten fiel der Ort in Folge kriegerischer Ereignisse wüst und wurde im 15. Jahrhundert neu besiedelt.

Wie auch in Köterberg hat man im 16. Jahrhundert in Hummersen versucht, Silbererz abzubauen. Selbst im Jahr 1923 wurden hier große Investitionen getätigt, gelohnt haben sich diese Investitionen allerdings nie.



 

Köterberg

Geschichte


Elementbild Köterberg
Lügde Marketing e.V. 
© Markus Kleinsorge 
Der Ort Köterberg wird erstmalig erwähnt im Jahre 1268. Köterberg wird hier „Wezzelingveld“ genannt. Der Name „Köterberg“ taucht erstmals in einer Grenzverlaufsurkunde aus dem Jahre 1430 auf.

Bezüglich des tatsächlichen Grenzverlaufes des Ortes Köterberg gab es in den vergangenen Jahrhunderten immer wieder Schwierigkeiten. Heute grenzt der Ort Köterberg an die Landkreise Holzminden und Höxter.

Bis in das 16. Jahrhundert hinein hatten Fürstentümer und auch Länder ein Interesse am Mitbesitz des Berges, insbesondere auch wegen der Vermutung, im Berg könne Gold und Silber gefunden werden. Es wurden im 16. Jahrhundert sogar Konzessionen für Schürfrechte (in erster Linie Kupfer) vergeben.

Der Name der Ortes rührt wohl her von der Bezeichnung „Kötter“ = Kleinbauer.

Der Köterberg

Die Kuppe des Köterberges ist die höchste Erhebung im norddeutschen Raum mit 497 m über NN. Von hier aus genießt man einen herrlichen Rundblick.

Auf der Kuppe des Köterberges steht das wohl am höchstgelegene Gaststättengebäude im norddeutschen Raum, das Köterberghotel. Auf dem Köterberg finden sonntäglich auch die bekannten Motorradtreffs statt.

Der Gipfelbereich des Köterbergs ist unbewaldet und somit bietet sich dem Besucher ein faszinierender Rundum-Blick. 62 Ortschaften der Länder Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen liegen in Sichtweite des Gipfels. Die fantastische Fernsicht reicht vom Hermannsdenkmal in Detmold und der Porta Westfalica bis hin zum Herkules bei Kassel und dem Brocken im Harz.

Auf dem Gipfel des Berges befindet sich das Köterberghaus und ein Fernmeldeturm.


Niese

Geschichte

Ortsteil Niese am Fuße des Köterbergs
© Lea Sophie Steinhage 
Der Ort Niese wird erstmals 1031 erwähnt. In einer Urkunde wird hier der Ort mit „Nisa“ bezeichnet. Wie auch die übrigen Orte der Südstadt wird Niese in späteren Jahrhunderten durch kriegerische Ereignisse zerstört und später durch die Ansiedlung neuer Bewohner durch das Kloster Falkenhagen wieder neu belebt.

Rischenau

Geschichte

Rischenau wird urkundlich erstmals am 27. Januar 1269 als Dorf erwähnt. Im 14. Jahrhundert erscheint Rischenau als Burg und Stadt und später wieder als Dorf. Die Stadt mit ihrer Burg existierte etwa ein Jahrhundert. Von der mittelalterlichen Anlage ist heute kaum noch etwas zu erkennen.

Nach der Zerstörung von Burg und Stadt Rischenau entsteht das neue Dorf Rischenau. Die Hausstätten im Dorf überliefert zuerst ein Messregister von 1529.

Der Ort Rischenau verlor seine Selbständigkeit zum 1. Januar 1970. Ab diesem Zeitpunkt ist der Ort Teil der neuen Großgemeinde Lügde. In den Planungsvorgaben wird hier Rischenau als „Nebenzentrum“ aufgeführt.

Der Ortsteil Biesterfeld

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden einige verkommene Höfe durch Graf Simon VI eingezogen, zu einer Meierei vereinigt und 1624 an den Amtmann in Schwalenberg übergeben. Später kaufte Maria Magdalena, die Witwe Simons VII, die Meierei. Jobst Hermann, der Sohn von Maria Magdalena war Inhaber des Paragialamtes in Schwalenberg und erbaute als solcher auf der Meierei den Herrensitz Biesterfeld.

Jobst Hermann ist Stammherr der erblichen Grafenlinie Lippe - Biesterfeld. Nach einer Abfindung verlassen sie 1763 Biesterfeld und ziehen nach Oberkassel bei Bonn, und Mitte des 19. Jahrunderts nach Bentschen in der Provinz Posen. Nach Streitigkeiten um die Erbfolge wurde von höherer Stelle zu Gunsten der Lippe-Biesterfeld Linie entschieden, und diese übernahmen Ende des 19. Jahrhunderts die Regentschaft im Fürstentum Lippe.

Als letzter Fürst dankte Leopold IV 1918 ab. Prinzgemahl Bernhard der Niederlande ist ein Neffe von Leopold IV.

Von dem ehemaligen Herrensitz beziehungsweise Domäne sind nur noch 3 Gebäude vorhanden. Das ehemalige Forsthaus (früher Wohnhaus), das Mägdehaus und die Brennerei und Brauhaus. Das Brauhaus ist nach einem Brand nur teilweise erhalten geblieben und wurde danach als Reithalle wieder aufgebaut.


Sabbenhausen

Geschichte

Der Ortsteil Sabbenhausen
© Volker Thiele 
Sabbenhausen wird im Jahre 1258 erstmalig im Zusammenhang mit der Ausstellung einer Lehenurkunde erwähnt. Durch mittelalterliche Seuchen (Pest und Cholera, insbesondere aber auch durch die E-verstein’sche Fehde von 1407 und die Soester Fehde von 1447) wurde der lippische Südosten – so auch Sabbenhausen – verwüstet. Ganze Landstriche waren damals durch die Zerstörung praktisch menschenleer geworden.

Die Wiederbesiedlung des Ortes begann nach 1520 durch das Klosters Falkenhagen.


Wörderfeld

Geschichte

Die Geschichte der Dörfer im Klosterbereich Falkenhagen, zu denen auch der Ort Wörderfeld gehört, ist untrennbar mit der Klostergeschichte verbunden. Die Besiedlung des Ortes, insbesondere aber auch die Wiederbesiedlung nach kriegerischen Zerstörungen, ging vom Kloster Falkenhagen aus.

Der Ort selbst wird in einer Urkunde von 1258 erstmals erwähnt. In einer Schenkungsurkunde wird der Ort mit „Villa Worden“ bezeichnet.

Zum Ort selbst gehören noch die Wohnplätze Hünkergrund und Holhöfen.

Bekannt ist Wörderfeld für sein restauriertes altes Backhaus, welches Ende 1990 eingeweiht wurde.

Hier können sich Interessierte in der Kunst des bäuerlichen Brotbackens unterrichten lassen. Alle zwei Jahre, in Abwechselung mit dem Schützenfest (ungerade Jahreszahl) findet das Backhausfest (gerade Jahreszahl) statt. Zahlreiche Besucher können dann miterleben, wie im Ofen Zuckerkuchen und Brote gebacken werden. Zu den Backerzeugnissen wird dann traditionsgemäß Spanferkel und Kraut serviert.

In Wörderfeld liegt auch ein ehem. Zehnthaus, welches vermutlich um 1605 errichtet wurde. Hier wurde früher für das Kloster Falkenhagen der Zehnte (also der 10. Anteil einer Ernte) abgeliefert. Das Gebäude ist ein Musterbeispiel für den technischen Stand des Zimmerhandwerks im 17. Jahrhundert.

Im Ort selbst befindet sich noch eine „Friedenseiche“. Diese Eichen wurden nach dem Deutsch-Französischen Krieg (1870/1871) in zahlreichen Orten gepflanzt.