Sankt Marienkirche
Nachdem Lügde im 13. Jahrhundert eine Wallanlage erhalten hatte und somit die St. Kilianskirche außerhalb der Stadtmauern lag, war es Wille, auch innerhalb der Stadt eine Kirche zu errichten. So wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Stadtkirche errichtet, die im Jahre 1894 wegen Baufälligkeit wieder abgebrochen wurde.
An gleicher Stelle würde die jetzige St. Marienkirche mit einem neugotischen Kirchenschiff unter Verwendung älterer Teile durch den Architekten Lambert von Fisenne erbaut. Der Kirchenbau einschließlich Kirchhof prägen das Ortsbild als städtebaulichen Sammelpunkt. Als höchster Baukörper der gesamten Altstadt stellt sich die Kirche als bestimmendes Moment in der Silhouette dar. Es ist der einzige Werksteinbau am Ort und mit Ausnahme der Stadtbefestigungsanlagen zugleich ältester Baukörper in seiner Bauart in der Stadt.
Die bei dem großen Stadtbrand von 1797 entstandenen Schäden und auch die geänderten Anforderungen an Raumgröße und Stabilität erforderten Ende des 19. Jahrhunderts einen Neubau der Kirche. Die Baupflicht (Observanz) lag bei der politischen Gemeinde. Diese scheute jedoch die Kosten, so dass der Kirchenvorstand der Stadt schließlich mit Klage gedroht hatte.
Man einigte sich dahingehend, dass die Stadt 2/3 und die Kirche 1/3 der Baukosten tragen soll. Grundsätzlich bestand wohl Einigkeit darüber, den unteren Teil des Kirchturmes mit in das Bauprojekt einzubeziehen, der Rest sollte abgerissen und neu gebaut werden. Über die Ausführung – vor allem die des Kirchturms – gab es unterschiedliche Ansichten und demzufolge auch die unterschiedlichsten Planungen.
Die hoch aufragenden Chorfenster über dem Hochaltar prägen die Kirche räumlich in ihrer Gesamtheit. Ein besonderes Kleinod ist im Kreuzaltar im rechten Oberschiff das Mittelstück – die Kreuzigungsgruppe. Sie ist Rest eines spätgotischen Klappaltars und stammt aus der Zeit um 1520. Dieses Meisterstück hatte früher seinen Platz in der St. Kilians-Kirche, ist aber dann in die Pfarrkirche übernommen worden.
Der Kreuzweg mit den 1877 gemalten 14 Tafelbildern stammt noch aus der alten Kirche. Diese Bilder wurden 1991 restauriert.
Der Kirchturm wurde mit den Steinen der alten abgebrochenen Kirche aufgestockt und zusätzlich mit einem hohen Helm versehen. Neben dem Turmeingang befindet sich unten rechts der Kyrieeleis-Stein. In den Jahren 1987 bis 1990 wurde die Kirche innen und außen renoviert und restauriert. 1990 wurde nach vorab erfolgten Befunduntersuchungen der Innenraum neu ausgemalt.
So wurde im Hochchor der alte rote Wandteppich von 1895 freigelegt und restauriert, die Fensterleibungen im Hochchor und im rechten und linken Querhaus erhielten die alte Ausmalung wieder, und die Pfeiler in der Kirche haben wieder wie einst den hellen und dunklen Farbton im Wechsel.